Strategische Beratung

Evaluierung von Humanitären Massnahmen

Die Evaluierung von Humanitäre Notsituation ist nicht vergleichbar mit Evaluierungen im Entwicklungskontexten:

  • In Konfliktsituation (z.B. bei kriegerischenAuseinandersetzungen) entstehen polarisierende Perspektiven unter den beteiligten Akteuren. Dies kann zu widersprüchlichen Aussagen und Bewertungen führen und schränkt die Möglichkeit, ‚objektive‘ Gutachten zu erstellen, erheblich ein.
  • Die Datenerhebung und das Sammeln von Informationen sind in fragilen Kontexten besonders schwierig. Ein uneingeschränkter Zugang zu relevanten Information ist nicht immer gewährleistet. Zudem wird in komplexen Not- und Übergangssituationen das verantwortliche Projektpersonal aufgrund der hohen Belastungen viel häufiger ausgewechselt. So werden Schlüsselinformationen oft über zweite oder dritte Hand weiter gegeben und verlieren entsprechend ihre tatsächliche Aussagekraft.
  • Die Durchführung von Humanitäre Massnahmen unterliegt oftmals einer abgekürzten Planungsphase aufgrund der Dringlichkeit zu reagieren. Indikatoren zur Bewertung der Projektdurchführung oder des Nutzens liegen nicht unbedingt vor oder beschränken sich auf quantitative Aspekte. Die Gutachter müssen dann ‚ex-post‘ angemessene Indikatoren entwickeln.
  • Die Dynamiken in komplexen Notsituationen führen häufig zu weitreichenden Veränderungen der Ausgangsbedingungen, insbesondere wenn ein kriegerisch ausgetragener Konflikt länger andauert. Annahmen, die beispielsweise bei der Projektplanung formuliert wurden, werden dadurch von der Wirklichkeit überholt und verlieren an Gültigkeit.

 

Grundsätzlich folgt die Evaluierung von Humanitären Massnahmen den fünf, innerhalb der OECD/DAC vereinbarten Evaluationskriterien (Relevanz, Effektivität, Effizienz, entwicklungspolitische Wirkungen und Nachhaltigkeit). Werden Humanitären Massnahmen evaluiert, müssen die oben beschriebenen Unterschiede  jedoch berücksichtigt werden. Ein guter Evaluierungsbericht zeigt auf, wie diese Herausforderungen durch das Gutachterteam gelöst werden. In diesem Rahmen hat ALNAP -das Netzwerk für Evaluatoren von Humanitären Massnahmen-  die geltenden OECD/DAC Kriterien um nachfolgende Definitionen erweitert:

  • das Kriterium 'Relevance/Appropriateness' bewertet die Angemessenheit der Massnahmen in Bezug auf die tatsächlichen lokalen Bedarfe, der beabsichtigten Verantwortungsübernahme durch lokale Partner, der Rechenschaftslegung sowie der Kosteneffizienz,
  • das Kriterium 'Connectedness' bewertet die Anschlussfähigkeit der Humanitären Massnahmen an den Entwicklungskontext der Region oder des Landes,
  • das Kriterium 'Coherence' bewertet die Berücksichtigung  humanitärer Prinzipien im Verhältnis zu den tatsächlichen Kontextbedingungen zum Zeitpunkt der Massnahmenimplementierung,
  • das Kriterium 'Coverage' bewertet den Grad der Zielgruppenerreichung (zahlenmässig sowie geographisch) durch die Massnahmen in Bezug auf die gesamte Anzahl der von der Krise betroffenen Bevölkerungsgruppen,
  • das Kriterium 'Efficiency' bewertet die Angemessenheit der für die Humanitäre Massnahmen eingesetzten Ressourcen in Bezug auf die tatsächlich erreichten Ergebnisse,
  • das Kriterium 'Effectiveness' bewertet das Ausmass, in dem die Humanitären Massnahmen dazu beitragen, das direkte Projektziel zu erreichen,
  • das Kriterium 'Impact' bewertet das Ausmass der Veränderungen für die Zielgruppe auf unterschiedlichen Ebenen (individuell, gemeinschaftsbezogen oder im Sektor).

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